Wenn bei Ihrem Pferd eine Hufrollenentzündung (Podotrochlose) festgestellt wurde, gibt es heute eine Reihe von Behandlungsmöglichkeiten. Eine relativ neue Möglichkeit bietet das Verfahren der extrakorporalen Stoßwellentherapie (ESWT).
Bei der Hufrollenentzündung handelt es sich um ein der Arthrose ähnliches Krankheitsbild (Arthropathia deformans), dass jedoch fortgeschrittenen Charakter hat. Betroffen sind in der Regel beide Vordergliedmaßen. Krankheitszeichen sind ein zunehmend schwunglos werdender Gang - z.T. mit häufigem Stolpern. Später tritt dann einseitig Lahmheit auf, da die Entzündung auf diesem einen Bein noch schmerzhafter ist als auf dem anderen.

Hintergrundinformation: Extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT)

Stoßwellen sind Schalldruckwellen, die kegelförmig zentriert (fokussiert) oder radial ausbreitend auf den Schmerzherd (Ursache der Lahmheit) geleitet werden. Der genaue Wirkungsmechanismus ist bisher nicht wirklich erforscht. Diskutiert werden Veränderungen in der Mikrostruktur des Gewebes, Beeinflussung der Nervenstrukturen (Schmerzlinderung bzw. deren Beseitigung) und Durchblutungsförderung ( Vermehrung der körpereigenen Heilvorgänge).
Bisherige Behandlungserfahrungen zeigen bei derzeit etwa 300, an Hufrollenentzündung erkrankten Pferden neben der deutlichen Besserung bzw. der Beseitigung der Lahmheit im Röntgenbild eine Tendenz zur Auffüllung der Knochendefekte. Bereits die Kontrollaufnahme nach sechs Wochen lässt eine Tendenz zur Knochenneubildung erkennen. Nach sechs Monaten sind die Strahlbeinzysten deutlich verkleinert.
Da das Therapieverfahren der gezielten Stoßwelle als einzige Behandlungsmethode kausal auf die Knochendefekte im Strahlbein wirkt, wird diese Therapie künftig immer mehr Bedeutung haben.

Eine entscheidende Rolle spielt auch die Energie, mit der behandelt wird: Es muss mit genügend hoher Energie behandelt werden. Und hier sind fokussierte Stoßwellen den anderen überlegen: "Der volle wissenschaftliche Name der ratternden Prozedur lautet extrakorporale Stoßwellentherapie ( ESWT). Ihre Anwender legen großen Wert darauf, dass sie nicht mit der 'radialen Stoßwellentherapie' verwechselt werden dürfe. Letztere Methode kann weder die Kräfte der ESWT entfalten [deren Stoßwellen vermögen mehrere hundert Bar Druck zu erzeugen] noch kann sie exakt fokussiert werden." (STERN 8/2003)
In unserer Klinik wenden wir ausschließlich die ESWT an. Wir arbeiten mit dem Gerät PIEZOVET 100 der Firma Richard Wolf, die piezoelektronische Stoßwellen erzeugt.

Die Therapie

Der Klinikaufenthalt beträgt in der Regel 3-4 Tage: 2 Tage Vorbereitung des Hufes, durch tiefes Ausschneiden insbesondere des Strahls und das Anlegen von Hufangußverbänden, um die Stoßwellen besser durch das Hufhorn leiten zu können. Die Behandlungsdauer beträgt ca. 30 Minuten und wird am stehenden, sedierten Pferd vorgenommen.
Pro Strahlbein werden ca. 2000 Schuss verwendet. Alter und Geschlecht des Pferdes spielen für den Behandlungserfolg keine Rolle. Um einen möglichst optimalen Erfolg zu erzielen, sollte die Behandlung nach 3 Wochen wiederholt werden. Ein entsprechend orthopädischer Beschlag muß angebracht werden.

Zur Unterstützung der Therapie und Vorbeugung knochenbedingter Lahmheit eignet sich das Präparat Tildren®. Tildren ist ein so genanntes Biphosphat, das den Knochenabbau verhindert, indem es die Osteoklasten (Knochenabbbauzellen) hemmt und für die vermehrte Einlagerung von Kalzium in den Knochen sorgt. Insbesondere hufrollenkranke Pferde, Spat- und an Osteoporose erkrankte Pferd ("Gleichbeinlahmheit") reagieren sehr gut auf diese Therapie. Das Präparat wird vor Ort als Infusion gegeben (die Pferde müssen etwas sediert werden) und nach vier Wochen noch einmal. Es wirkt dann sechs Monate und gilt nur innerhalb der ersten zwei Wochen nach der Infusion als Doping.

Empirischer Befund

In einer Doppelblindstudie (mit Plazebokontrolle) wurde überprüft, ob die Knochenab- und Umbauprozesse am Strahlbein des Pferdes durch die Gabe von Tiludronat, dem Wirkstoff von Tildren, gestoppt bzw. korrigiert werden können. Dazu wurden zwei Gruppen gebildet: Die erste Gruppe bestand aus akut sowie chronisch erkrankten Pferden und erhielt den Wirkstoff Tiludronat. Die zweite Gruppe war die Kontrollgruppe. Alle Tiere aus dieser Gruppe erhielten ein Plazebopräparat.
Die Pferde wurden anschließend sechs Monate lang beobachtet. Die klinischen Untersuchungen der Tiere wurden auf Video festgehalten und einem unabhängigen Experten zur Beurteilung vorgelegt.
Im Ergebnis zeigte sich, dass sich die Lahmheiten der Pferde, die mit der höheren Dosis Tiludronat behandelt worden waren, stark gebessert hatte. 2-6 Monate nach der Behandlung konnte mit den Pferde dieser Gruppe wieder normal gearbeitet werden. Außerdem wurde festgestellt, dass die Erfolgsaussichten für solch eine Behandlung umso größer sind, je weniger Zeit zwischen dem Auftreten der klinischen Symptome und dem Beginn der Behandlung vergeht.

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